Kleine Dinge machen das Leben leichter

Der Autor beschreibt eine Baustelle mit älteren Handwerksmeistern, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters immer noch gefragt und geschätzt sind. Dieser Artikel erschien in Ausgabe 01/2025

LEITARTIKEL

Martin

3/2/20253 min read

Schlagwerkmühle "Mona" - Kaffeemühle von AKA
Schlagwerkmühle "Mona" - Kaffeemühle von AKA

Ich habe jetzt eine Baustelle, da ist der Maurermeister 67Jahre alt, der Heizungsbaumeister 66, der Elektromeister 64 und der Zimmermannsmeister 60. Gesellen, sofern vorhanden, sind etwas jünger.

Alles alte weiße Männer, zu denen auch der Bauherr zählt, der sich im letzten Drittel seiner Berufslaufbahn nun den Ausbau des Hauses gönnt. Als sich das Baustellengespräch neulich um diese Thematik drehte, waren wir uns aber einig, dass es uns trotz oder gerade wegen der Beruflichen Anforderungen gut geht. Wir sind wegen unseres Handwerklichen Könnens gefragt und stehen nicht mehr so unter Wettbewerbsdruck wie vor 20 Jahren. Unsere Elterngeneration wurde in den 90er Jahren oft aus dem Berufsleben gekegelt. Damit wurde u.a. auch signalisiert: „Ihr werdet nicht mehr gebraucht!“. Zum anderen sehen wir, wie unsere nun hochbetagten Eltern viele ihrer früheren Fähigkeiten nicht mehr nutzen können, weil das Alter seine Einschränkungen hat. Was unsere Kindergeneration betrifft, können und sollten wir Ihnen keine Vorschriften machen, wie sie ihr Leben leben sollen. Wir können nur vorleben und empfehlen, was zu tun wäre. Fazit der Gedanken: Wir noch nicht so ganz Alten können uns unsere Aktivitäten immer noch ganz gut einrichten!

In diesem Spannungsfeld bewegen sich auch die Gespräche um die Zukunft des EDWFC.

Nichts mehr machen - Weitermachen?

Die Jahrestreffen waren in den vergangenen Jahren nur noch spärlich besucht. Der Stand auf der Techno Classica wird nicht mehr aufwändig gestaltet. Die Bewältigung der Anforderungen in Beruf, Familie und Gesellschaft lassen oft wenig Zeit für die Beschäftigung mit dem Einen oder Anderen Hobby. Dementsprechend ruhig ist es manchmal im EDWFC.

Doch sind damit fast 35 Jahre Vereinsgeschichte nun am Ende? In der Auseinandersetzung darum gab es innerhalb des Vorstandes und der "Signale" Redaktion etliche Telefonate und Mailverkehr.

Torsten Lucas ist es im Ergebnis dessen sehr zu verdanken, dass er sich daran gemacht hat, die Satzung zu überprüfen und die diversen unklaren Formulierungen in den §§en richtig zu stellen und sie inhaltlich und rechtlich neu zu ordnen. Stephan Uske hat das ausformuliert und in einen Schriftsatz gebracht.

Wir wollen den Verein zukunftsfähig erhalten! Zu diesem Ergebnis sind wir gekommen.

Deshalb meine Bitte: beschäftigt euch mit dem Satzungsentwurf, damit wir ihn auf einer Mitgliederversammlung im Sommer beschließen können.

Neulich habe ich gelesen, dass es nicht guttut, sich ständig an den Problemen der Welt hochzuziehen. Krieg, Klimawandel, Hunger, Not - dagegen kann man als Einzelner nichts oder nur wenig tun. Mit Geldspenden lassen sich Hunger und Not in der Welt lindern - das ist es dann auch schon.

Dagegen können Gemeinschaften in oder außerhalb von Vereinen das Leben lebenswert machen. Sich gegenseitig umeinander zu bemühen, kleine Freuden zu finden, sich um das Machbare zu kümmern, dass empfahl der Autor des gelesenen Artikels.

Also: die Geschichte des EDWFC soll weiter gehen!

Da mich die eingangs dargelegten Gedankens zum Thema Lebensalter schon länger beschäftigen, habe ich mich entschlossen, nicht wieder als Vorsitzender des EDWFC e.V. zu kandidieren. Es ist nicht mehr alles so locker wie in früheren Lebensjahren zu schaffen. In meinem Örtlichen Umfeld bin ich auch noch mehrfach engagiert, was Zeit und Kraft erfordert. So will ich dem EDWFC als Mitglied erhalten bleiben.

Zum Geburtstag bekam ich ein besonders Kaffeezubereitungs-Set, was oft in vietnamesischen Gaststätten benutzt wird, geschenkt. Dazu echte vietnamesische Kaffeebohnen. Doch wie diese zermahlen? Siehe da, irgendwie hatte sich in unserem Laden im untersten Schubfach eine original verpackte "Schlagwerkmühle" von AKA-Elektrik, VEB Elektroinstallation Oberlind, Betrieb des Kombinates VEB Elektrogerätewerk Suhl, funkelnagelneu erhalten. Das Gerät "Kaffeemühle" zu nennen, vermied man auf der Verpackung wohl, weil echter Bohnenkaffee in der DDR knapp und teuer war und unglücklicherweise gegen Devisen im Nichtsozialistischen Ausland beschafft werden musste. Als in Vietnam endlich Ende der 80er Jahre der erste Kaffee erntereif war, war es mit dem Sozialismus vorbei.

Der neue Motor ist in den Wartburg Camping noch nicht eingebaut. Doch mit dem Auffinden der Kaffeemühle gab es wieder eine lustige Erinnerung an die Zeit, in der "nicht alles schlecht" war, wenn man denn bekam, was man gerngehabt hätte. Vermutlich hängt es mit der westlichen Erfindung und dem Vertrieb von "filterfein" gemahlenem, verpackten Kaffee zusammen, dass dieses seltene Stück nach der Wende Niemand mehr haben wollte.

Ich wünsche mir und Allen, dass uns der Arbeitsstress nicht unterkriegt und wir genügend Zeit und Gelassenheit für Familie, Partnerschaft, Freundschaft und die schönen Dinge des Lebens finden.

Euer Martin

Schlagwerkmühle "Mona" mit Karton
Schlagwerkmühle "Mona" mit Karton
Schlagwerkmühle "Mona" mit Karton
Schlagwerkmühle "Mona" mit Karton
Schlagwerkmühle "Mona" mit Karton - von oben
Schlagwerkmühle "Mona" mit Karton - von oben